Dikerogammarus villosus
Dikerogammarus villosus SOVINSKY 1860
(Crustacea, Amphipoda, Gammaridae).
Deutscher Name
Großer Höckerflohkrebs
Herkunft
Pontokaspis, Balkanhalbinsel
Verbreitungsmechanismen
Aktive Wanderung, Schiffe, Wanderboote, Fischbesatz (?)
Ökologie
Räuber, Detritusfresser, euryök
Erstnachweise/Erstbeschreibungen
Rhein: 1995, Schöll
Hochrhein: oberhalb Basel, 2000, Rey & Ortlepp (Buwal 2002)
Bodensee: Überlingersee, Mürle et al. 2003
Der Flohkrebs Dikerogammarus villosus stammt aus dem Schwarzmeerraum und war in seiner Verbreitung bis vor 25 Jahren auf die Gewässer Russlands und der Balkanhalbinsel beschränkt. Zeitgleich mit der Verbindung der Flusssysteme Donau und Rhein 1993 erfolgte eine Ausbreitung der Art in die mittlere Donau und von dort aus ca. 1995 nach Westen über den Main in das Rheinsystem. 1993 konnte bereits die Schwesterart Dikerogammarus haemobaphes im Main-Donau-Kanal nachgewiesen werden (Tittizer et al. 1995). 1994 erreichte diese den Rhein (Schöll et al. 1995) und 1998 den Hochrhein (Küry 1999), Dikerogammarus villosus folgte ihr ein Jahr später (Schöll et al. 1995, Bij De Vaate & Klink 1995).
Seine seitdem rasante Ausbreitung rheinaufwärts ist unter anderem auf eine ausgeprägte aktive Wandertätigkeit zurückzuführen. Über die Ökologie der bis zu 2 cm langen Gammariden war bis vor Kurzem nur wenig bekannt, die Orte seines Vorkommens deuten jedoch auf eine breite ökologische Valenz hin (Tittizer 1996). Mehr als andere Gammariden zeigt Dikerogammarus villosus eine ausgeprägte Substrataffinität; er ist aber auch ein guter und ausdauernder Schwimmer.
Dikerogammarus villosus ist im Bodensee ein starker Konkurrent für den schon länger etablierten Gammarus roeselii und den stark zurückgedrängten Gammarus lacustris. Er übt dabei auch im Bodensee sogar direkt einen Frassdruck auf die Konkurrenten aus (Hesselschwerdt 2008).
Daneben wird diskutiert, dass Dikerogammarus villosus auch auf weitere Benthosorganismen einen erheblichen Frassdruck ausübt; zumindest von Chironomidenlarven und Wasserasseln ist dies bekannt (Maier 2004, mdl.). Auch wurde ihm der rasante Rückgang von Chelicorophium in unteren Rheinabschnitten zugeschrieben (Guhl 2004, mdl.).
D. villosus kommt seit mittlerweile einigen Jahren um den ganzen Bodensee herum vor. Nur an rein sandigen Standorten ist er nicht zu finden. In Bodensee-Zuflüssen konnte D. villosus bislang nicht festgestellt werden. Auch im Untersee war er stets weniger auffällig als im restlichen Bodensee. Dort sind auch weiterhin regelmäßig noch heimische Amphipoden (Gammarus lacustris) zu finden.
Aktuelle Verbreitung im Bodensee
Verbreitung von Dikerogammarus villosus im Bodensee. Zusammengefasste Daten von 2020-2022. Grafik: HYDRA.
Ausbreitung im Bodensee
Ausbreitung von Dikerogammarus villosus im Bodensee von 2004-2015. Grafiken: HYDRA. Zum Vergrößern jeweils anklicken.