Corbicula fluminea
Corbicula fluminea O. F. MÜLLER 1774
(Mollusca, Bivalvia, Corbiculidae).
Deutscher Name
Grobgerippte oder Asiatische Körbchenmuschel
Herkunft
SO-Asien, sekundär Nordamerika
Verbreitungsmechanismen
Schiffe, Wanderboote, Fische (?), Vögel (?), Fischbesatz (?)
Ökologie
Aktiver Filtrierer, euryök, vagil
Erstnachweise/Erstbeschreibungen
Rhein: 1987 Rheindelta (Kinzelbach 1991)
Oberrhein: 1990 (Kinzelbach 1991)
Hochrhein: 1995 Basel, Rey & Ortlepp (Buwal 1997)
Bodensee: 2003 Rohrspitz (Werner & Mörtl (2003/2004)
Die Gattung Corbicula war während des Tertiärs in ganz Europa verbreitet. Im Zuge der Vereisungszyklen im Quartär wurde sie ins Kaspische Meer, nach Vorderasien und in das Nil-System verdrängt. Die ostasiatische Art C. fluminea wurde in den 1920er Jahren nach Nordamerika eingeführt, von wo sie gegen 1980 nach Europa gelangte, zunächst nach Portugal und Südfrankreich, danach ins Rheindelta und in die Unterweser. Von dort aus breitete sie sich im gesamten Netz der deutschen Bundeswasserstrassen aus.
1990 bewohnte die Art bereits den gesamten Nieder- und Mittelrhein sowie den nördlichen Oberrhein. Im Rheinknie bei Basel wurde C. fluminea und ihre Schwesterart C. fluminalis erstmals 1994 durch die BfG (Bundesanstalt für Gewässerkunde) nachgewiesen (Schöll 1996). Der Erstnachweis für den Bodensee gelang Werner & Mörtl (2004) am Rohrspitz (österreichisches Bodenseeufer). Weitere Nachweise in der Schweiz erfolgten 2003 am Neuenburger See (Lods-Crozet in litt.).
Corbicula fluminea besiedelt sandig-kiesige, gut durchlüftete Substrate. Ihre bevorzugten Lebensräume sind grosse Flüsse und Seen. Als ursprüngliche Brackwasserart weist sie jedoch auch eine hohe Salztoleranz auf. Kurze Reproduktionsphasen (3 Generationen / Jahr) ermöglichen die rasche Ausbildung sehr dichter Populationen (>>7000 Ind./m2) (Tittizer 1997).
Corbicula fluminalis O.F. Müller 1774, die feingerippte Körbchenmuschel, ist eine Schwesterart von C. fluminea, die wohl zur gleichen Zeit nach Europa gelangte und hier mit dieser gemischt auftritt. Die beiden Arten unterscheiden sich ökologisch vor allem durch unterschiedliche Temperaturoptima und Reproduktionszeiten (C. fluminalis: Herbst und Frühjahr, C. fluminea: Sommer). C. fluminea zeigt dabei eine Art “Brutpflege” und unterschiedliches Ernährungs- und Wachstumsverhalten (Rajagopal et al. 2000).
Der schiffbare Bereich des Hochrheins wird mittlerweile nur noch C. fluminea besiedelt, wobei auch deren Dichten mittlerweile zurückgehen.
Die Körbchenmuschel erreicht im Bodensee die höchsten Dichten in sandigen Flachwasserbereichen. Die Ausbreitung nach dem Erstfund 2003 erfolgte relativ langsam. Aufgrund von einer mehrwchigen Frostperiode kam es im Februar 2006 zu einem historischen Niederwasser am Bodensee. Große Teile der Flachwasserzone und die dort lebenden Muscheln fielen trocken. Erst im Herbst 2009 war C. fluminea wieder östlich einer Linie Friedrichhafen/Arbon verbreitet. Im Winter 2010 gelangen dann Funde zwischen Arbon und Altnau, seit 2013 hat sie sich auch im Überlinger See weiter ausgebreitet. Den Untersee erreichte sie erstmals 2014 bei Ermatingen. In den letzten Jahren sind die Dichten der Körbchenmuschel im Bodensee deutlich rückläufig. Dies deckt sich auch mit Beobachtungen des ISF (Greiferproben im Bodensee) und dem Vorkommen in Rhein und Neckar. Die Ursache für den diesen Rückgang ist noch nicht geklärt, möglicherweise ist die Ausbreitung der Quagga-Muschel daran beteiligt.
Aktuelle Verbreitung im Bodensee
Verbreitung von Corbicula fluminea im Bodensee. Zusammengefasste Daten von 2020-2022. Grafik: HYDRA.
Ausbreitung im Bodensee
Ausbreitung von Corbicula fluminea im Bodensee von 2004-2015. Vierecke: rekonstruierte Daten anhand von Beobachtungen und flächenbezogenen Proben. Kreise: Herbst-Daten des Überblicksmonitorings. Grafiken: HYDRA. Zum Vergrößern jeweils anklicken.