Wirbellose Neozoen im Bodensee

 

Dreissena polymorpha

Dreissena polymorpha PALLAS 1771

(Mollusca, Bivalvia, Dreissenidae).

Deutscher Name

Dreikantmuschel, Wandermuschel, Zebramuschel

Herkunft

Aralsee, Pontokaspis (Schwarzmeerraum, Kaspisches Meer)

Verbreitungsmechanismen

Schiffe, Wanderboote, Fische (?), Vögel (?), Fischbesatz (?)

Ökologie

Aktiver Filtrierer, euryök, sessil

Erstnachweise/Erstbeschreibungen

Rhein: Rheindelta, 1826, Thienemann 1850

Oberrhein: Mannheim, 1840, Thienemann 1950

Hochrhein: Basel,1850, Merian 1860

Aare: 1970, Bloesch 1977

Bodensee: 1966, Siessegger 1969

Die Dreikantmuschel, die präglazial in Mitteleuropa lebte, wurde durch die Eiszeiten gegen Süden verdrängt und wanderte im 19./20. Jahrhundert wieder über die Schifffahrtskanäle aus dem Schwarzmeerraum nach Mitteleuropa ein. Durch Anheftung an Hartsubstrate (Schiffe) können die Muscheln leicht in neue Gewässer verschleppt werden. Die Dreikantmuschel wurde bereits 1850 im Oberrhein bei Basel festgestellt, gelangte aber erst in den späten 1960er Jahren in den Bodensee und von dort aus in den Hochrhein (Hoffmann 1972) und die Aare. Im Genfersee ist die Art seit 1962 bekannt (Binder 1965), im Zürichsee seit 1964 (Burla & Lubini Ferlin 1976). Die Verbreitung erfolgte wahrscheinlich durch Wanderboote, an denen die Dreikantmuschel angeheftet war.

Die Dreikantmuschel ist ein sessiler Filtrierer, der auf Festsubstraten mit Byssusfäden angeheftet ist. Sie findet optimale Wachstumsbedingungen in Seeabflüssen und Brandungszonen (Optimum bei > 11°C). Zur Vermehrung müssen die Wassertemperaturen über 15°C liegen. Die Besiedlung der Fliessgewässer erfolgt durch planktische Veliger-Larven, die über beträchtliche Strecken verdriftet werden können. Die Populationen des Hochrheins zwischen Bodensee und Waldshut dürften sich vorwiegend aus den Beständen im Bodensee (und den Staubereichen) regenerieren, während die Bestände unterhalb Waldshut auch über die Aare (Bielersee, Staubereiche) besiedelt werden.

Als hochwertige Eiweißquelle dient die Dreikantmuschel in Seen und im Rhein Tauchenten als Nahrung (Werner 2004). Seit einem Besiedlungshöchststand in den frühen 1970er Jahren werden die Muschelbestände alljährlich stark durch Wasservögel dezimiert.

Seit 2016 kommt mit der Quagga-Muscheln Dreissena rostriformis ein starker Konkurrent der Dreikantmuschel vor, der die Dreikantmuschel mittlerweile weitestgehend zurückgedrängt hat. Sie kommt hauptsächlich noch im Untersee vor.

Aktuelle Verbreitung im Bodensee

Verbreitung von Dreissena polymorpha im Bodensee. Zusammengefasste Daten von 2020-2022. Grafik: HYDRA.

Ausbreitung im Bodensee
Dreissena polymorpha     
Dreissena rostriformis

Verbreitung von Dreissena polymorpha und Dreissena rostriformis im Bodensee von 2015-2019. Grafiken: HYDRA. Zum Vergrößern jeweils anklicken.